Von den rund 350 Frauenhäusern, die es zurzeit in Deutschland gibt, bezeichnen sich ca. 130 als Autonome Frauenhäuser und geben damit ihrer parteipolitischen und konfessionellen Unabhängigkeit Ausdruck. Sie tragen häufig den Vereinsnamen Frauen helfen Frauen und bilden damit weitere wichtige Prinzipien ihrer Arbeit bereits im Vereinsnamen ab.
Sie sind autonome Projekte von Frauen für Frauen und stellen das Verbindende zwischen Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen in den Vordergrund: in dieser Gesellschaft als Frauen immer Betroffene von den verschiedensten Formen von Männergewalt zu sein. Solidarität und Parteilichkeit treten an die Stelle von Sozialfürsorge und die Analyse der Gesellschaft beruht auf feministischen und antirassistischen Grundsätzen. Sie sehen die patriarchalen Gesellschafts- und Machtstrukturen als wichtigste Ursache der bestehenden Gewaltverhältnisse. Diese Sichtweise unterscheidet die Autonomen Frauenhäuser von den später eröffneten „Frauen- und Kinderschutzhäusern“ der Kirchen und Wohlfahrtsverbände.
Mittlerweile hat sich auch in den meisten Autonomen Frauenhäusern die Arbeit im Frauenhaus verändert. Solidarität, Parteilichkeit und Hilfe zur Selbsthilfe sind zwar nach wie vor die notwendigen Stützpfeiler der autonomen Frauenhausarbeit. Um die von Gewalt betroffenen Frauen und ihre Kinder wirksam und nachhaltig zu unterstützen, werden sie aber ergänzt durch eine immer weiter fortschreitende Qualifizierung der Frauenhausmitarbeiterinnen auf den verschiedensten Gebieten. Ein Schwerpunkt dabei ist die Arbeit mit Mädchen und Jungen, die als Mit-Betroffene der Gewalt genauso viel Aufmerksamkeit und qualifizierte Unterstützung brauchen wie ihre Mütter.
Aus den autonomen Projekten sind autonome Einrichtungen geworden, die in den Kommunen und Landkreisen wegen ihrer kompetenten und engagierten Arbeit gegen Gewalt an Frauen mehr und mehr geschätzt werden – leider spiegelt sich diese Wertschätzung in den seltensten Fällen in der Finanzierung wieder.
Nach wie vor arbeiten die meisten Autonomen Frauenhäuser in Selbstverwaltung mit basisdemokratischen Elementen. Dazu gehört auch das Mitspracherecht der Bewohnerinnen in den Frauenhäusern. Die Mitarbeiterinnen der Autonomen Frauenhäuser arbeiten und entscheiden in der Regel in gleichberechtigten Teams.
Broschüre der ZIF in deutscher Sprache und in englisch